Expedition patagonisches Inlandeis 2009
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Nov 03
Dispatch #28
Published at 12:47
Selten war die Rückkehr in die Zivilisation so unvermittelt wie dieses
Mal. Wir sind in El Chaltén eingetroffen.
Nach einer unruhigen Nacht mit dem Heulen des patagonischen Sturmes in
den Ohren sind wir heute zur letzten Etappe unserer Inlandeisüberquerung
aufgebrochen. Zwischen der Laguna Toro und El Chaltén lagen noch einmal 16
Kilometer mit 500 Höhenmetern im Auf- und 700 Meter im Abstieg. Das kühle
Wetter war zum Gehen mit schwerer Last geradezu ideal, auch der Wind hatte
ein Einsehen mit uns. Nach sechs Stunden Schlepperei war es dann geschafft.
Ganz unspektakulär.
Bild riotunel: Der Abstieg vom Eis hinunter nach El Chaltén war
äusserst anspruchsvoll aber landschaftlich wunderschön. Hier der Gletscher Rio
Túnel. Die patagonischen Gletscher, so hat es den Anschein, kämpfen noch nicht
um ihre Exsistenz im Angesicht des Klimawandels.
So hart und unbarmherzig gerade die beiden letzten Tage am Paso del Viento
waren, ich habe immer irgendwie ein wehmütiges Gefühl, wenn eine
großartige Tour zu Ende geht. Der Rhythmus des Unterwegsseins wird jäh
unterbrochen. Zugleich sehne ich schon seit Tagen eine heiße Dusche,
frische Klamotten und ein leckeres und peroninfreies Essen herbei. Doch der
Kontrast zwischen dem totalen Ausgesetztsein in menschenleerer Wildnis und
diesem Ort hier, könnte kaum größer sein, und das ist ziemlich störend.
Wir sind in einer Herberge abgestiegen, die Georg schon vor der Reise
angeschrieben hatte, um uns anzumelden. Restaurant, Bar, Internetcafé gibt
es hier, die Bushaltestelle ist direkt vor der Tür. Es herrscht ein
permanentes Begängnis. Die Saison beginnt gerade. Während der gesamten Tour
haben wir keinen einzigen Menschen getroffen, hier sind hunderte.
Bild el chalten: Der Ort El Chaltén ist die selbsternannte
Trekkinghauptstadt Argentiniens. Und sie ist ein Mekka für die Kletterelite
aus der ganzen Welt.
Natürlich war es toll, in ein Zimmer mit Bad einzuziehen, zu duschen, ein
Steak zu essen, die Sachen zu waschen. Wir waren gestern auch noch bei der
Polizei, um offiziell in Argentinien einzureisen. Aber schon beginnt die
Planung des zweiten Teiles dieser Reise, denn die Inlandeisüberquerung bis
hierher war ja nur der "Anfang". Nachdem wir unsere Sachen alle hier haben,
werden wir in Richtung Fitz Roy aufsteigen und dort im Basislager einige
Tage verbringen, bis Georg die Heimreise antreten muss. Ich werde dann
allein dorthin zurückkehren und mir den Berg als Vorbereitung auf die Tour
in nächsten Jahr genau anschauen, Zustiegsmöglichkeiten erkunden, und vor
allem Bilder machen. Leider ist bei mir ein kleines Handicap dazugekommen.
Bei einem Sturz am Paso del Viento hab ich mir vermutlich eine Rippe
gebrochen. Aber darauf muss man ja nicht laufen, aber es tut weh, vor allem
beim Liegen. Deshalb gönne ich mir heute erstmal einen Ruhetag für Rippe,
Fuss und mich.
___________________
Our return to civilization was really abrupt: We arrived in El Chalten.
After a turbulent night with the howling of the Patagonian storm we started today our last stage of our Patagonia Icecap Expedition. Between Laguna Toro and El Chalten we had to conquer another 16 km
with 500 altitude metres to climb and 700 altitude metres in the descent.
The cool weather was ideal for walking with heavy load, the wind was pretty calm. After six hours hauling the gear it was done. Very dull.
So hard and ruthlessly just the two last days at the Paso del Viento were I always get a melancholy feeling somehow when a great tour comes to the end. The rhythm of being on the way is suddenly interrupted. At the same time I was craving for a hot shower, fresh clothes and delicious and peronin free food since days. But the contrast between the total exposure in the wilderness and this place here could not be much bigger and this is quite disturbing.
We are staying in a hostel right now and we got everything: restaurant, bar, internet. The bus stop is right in front of the hostel and it’s really busy. The season just begins. During the entire tour we met not a single person and now there are hundreds of people …
Of course it was great to move in a room with a bathroom and a shower, to eat a steak, wash the clothes etc. We also went to the police station yesterday to enter Argentina officially.
But we already start planning the second part of the trip because the crossing of the Icecap was just the "start". After we get all our stuff to here we will move to the Fitz Roy base camp and spent some days over there before Georg must undertake the journey home.
I will then return to Fitz Roy by myself and explore the mountain in preparation for the tour next year. Unfortunately, a small handicap appeared: I probably broke a rib when I fell during the Paso del Viento crossing. Not a big deal but it hurts – especially when lying. Therefore I take a rest for the rib, my foot and me.
Image left: El Chalten is the self-constituted Trekking capital of Argentina. And it is a Mecca for the climbing elite from around the world.
Image right: The descent from the Icefield down to El Chalten was extremely demanding but beautifully scenic. Here you can see the Rio Túnel glacier. It seems that the Patagonian glaciers don’t fight with their own existence in the face of climate change yet.
Mal. Wir sind in El Chaltén eingetroffen.
Nach einer unruhigen Nacht mit dem Heulen des patagonischen Sturmes in
den Ohren sind wir heute zur letzten Etappe unserer Inlandeisüberquerung
aufgebrochen. Zwischen der Laguna Toro und El Chaltén lagen noch einmal 16
Kilometer mit 500 Höhenmetern im Auf- und 700 Meter im Abstieg. Das kühle
Wetter war zum Gehen mit schwerer Last geradezu ideal, auch der Wind hatte
ein Einsehen mit uns. Nach sechs Stunden Schlepperei war es dann geschafft.
Ganz unspektakulär.
Bild riotunel: Der Abstieg vom Eis hinunter nach El Chaltén war
äusserst anspruchsvoll aber landschaftlich wunderschön. Hier der Gletscher Rio
Túnel. Die patagonischen Gletscher, so hat es den Anschein, kämpfen noch nicht
um ihre Exsistenz im Angesicht des Klimawandels.
So hart und unbarmherzig gerade die beiden letzten Tage am Paso del Viento
waren, ich habe immer irgendwie ein wehmütiges Gefühl, wenn eine
großartige Tour zu Ende geht. Der Rhythmus des Unterwegsseins wird jäh
unterbrochen. Zugleich sehne ich schon seit Tagen eine heiße Dusche,
frische Klamotten und ein leckeres und peroninfreies Essen herbei. Doch der
Kontrast zwischen dem totalen Ausgesetztsein in menschenleerer Wildnis und
diesem Ort hier, könnte kaum größer sein, und das ist ziemlich störend.
Wir sind in einer Herberge abgestiegen, die Georg schon vor der Reise
angeschrieben hatte, um uns anzumelden. Restaurant, Bar, Internetcafé gibt
es hier, die Bushaltestelle ist direkt vor der Tür. Es herrscht ein
permanentes Begängnis. Die Saison beginnt gerade. Während der gesamten Tour
haben wir keinen einzigen Menschen getroffen, hier sind hunderte.
Bild el chalten: Der Ort El Chaltén ist die selbsternannte
Trekkinghauptstadt Argentiniens. Und sie ist ein Mekka für die Kletterelite
aus der ganzen Welt.
Natürlich war es toll, in ein Zimmer mit Bad einzuziehen, zu duschen, ein
Steak zu essen, die Sachen zu waschen. Wir waren gestern auch noch bei der
Polizei, um offiziell in Argentinien einzureisen. Aber schon beginnt die
Planung des zweiten Teiles dieser Reise, denn die Inlandeisüberquerung bis
hierher war ja nur der "Anfang". Nachdem wir unsere Sachen alle hier haben,
werden wir in Richtung Fitz Roy aufsteigen und dort im Basislager einige
Tage verbringen, bis Georg die Heimreise antreten muss. Ich werde dann
allein dorthin zurückkehren und mir den Berg als Vorbereitung auf die Tour
in nächsten Jahr genau anschauen, Zustiegsmöglichkeiten erkunden, und vor
allem Bilder machen. Leider ist bei mir ein kleines Handicap dazugekommen.
Bei einem Sturz am Paso del Viento hab ich mir vermutlich eine Rippe
gebrochen. Aber darauf muss man ja nicht laufen, aber es tut weh, vor allem
beim Liegen. Deshalb gönne ich mir heute erstmal einen Ruhetag für Rippe,
Fuss und mich.
___________________
Our return to civilization was really abrupt: We arrived in El Chalten.
After a turbulent night with the howling of the Patagonian storm we started today our last stage of our Patagonia Icecap Expedition. Between Laguna Toro and El Chalten we had to conquer another 16 km
with 500 altitude metres to climb and 700 altitude metres in the descent.
The cool weather was ideal for walking with heavy load, the wind was pretty calm. After six hours hauling the gear it was done. Very dull.
So hard and ruthlessly just the two last days at the Paso del Viento were I always get a melancholy feeling somehow when a great tour comes to the end. The rhythm of being on the way is suddenly interrupted. At the same time I was craving for a hot shower, fresh clothes and delicious and peronin free food since days. But the contrast between the total exposure in the wilderness and this place here could not be much bigger and this is quite disturbing.
We are staying in a hostel right now and we got everything: restaurant, bar, internet. The bus stop is right in front of the hostel and it’s really busy. The season just begins. During the entire tour we met not a single person and now there are hundreds of people …
Of course it was great to move in a room with a bathroom and a shower, to eat a steak, wash the clothes etc. We also went to the police station yesterday to enter Argentina officially.
But we already start planning the second part of the trip because the crossing of the Icecap was just the "start". After we get all our stuff to here we will move to the Fitz Roy base camp and spent some days over there before Georg must undertake the journey home.
I will then return to Fitz Roy by myself and explore the mountain in preparation for the tour next year. Unfortunately, a small handicap appeared: I probably broke a rib when I fell during the Paso del Viento crossing. Not a big deal but it hurts – especially when lying. Therefore I take a rest for the rib, my foot and me.
Image left: El Chalten is the self-constituted Trekking capital of Argentina. And it is a Mecca for the climbing elite from around the world.
Image right: The descent from the Icefield down to El Chalten was extremely demanding but beautifully scenic. Here you can see the Rio Túnel glacier. It seems that the Patagonian glaciers don’t fight with their own existence in the face of climate change yet.
- Name: El_ Chaltén
- Elevation: +400 m
- Latitude: 49° 19’ 28” South
- Longitude: 72° 53’ 34” West
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