Expedition patagonisches Inlandeis 2009
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oct. 11
Dispatch #6
Published at 22:43
Von Coyhaique bis nach Tortel gibt es leider keine direkte Busverbindung
wie wir gedacht hatten. Darum mussten wir noch einmal einen Zwischenstopp in
einem Ort namens Cochrane einlegen. Der Grund dafür ist die Tatsache,
dass die gesamte Strecke nicht in einem Tag zu schaffen ist, denn die
Straßen sind lediglich unbefestigte Schotterpisten. Dennoch waren die
Busfahrten ganz phantastisch. Ich liebe es ja, durch ein fremdes Land auf
staubigen Straßen mit einem Bus zu fahren. Landschaft und Menschen ziehen
an einem vorüber und die Zeit vergeht beim Schauen wie im Flug. Menschen
bekommt man hier in Patagonien allerdings kaum zu Gesicht, dafür um so mehr
Landschaft. Die geballte Ladung Patagonien sozusagen.
Bild busfahrt: Die Busfahrten erinnerten mich an Tibet und Nepal. Die Busse
waren auch hier vollgepfropft mit Menschen und Gepäck, an dem wir zum
Leidwesen aller Businsassen den Löwenanteil hatten.
In Cochrane angekommen, organisierten wir uns erst einmal eine Unterkunft sowie
einen Sitzplatz und genügend Stauraum für unser Gepäck in einem Bus nach
Tortel für den nächsten Tag. Dann erkundigten wir uns nach Benzin. Das war
gestern die mit Abstand wichtigste Aufgabe. Ohne Brennstoff keine
Expedition! Doch an die Tankstelle gehen und ein paar Flaschen Benzin
abfüllen, ist die schlechteste Variante. Wir brauchten unbedingt reines
Wundbenzin, Bencina blanca pura auf Spanisch, denn mit normalem Benzin
verstopft permanent die Kocherdüse! Aber mit Unterstützung unseres
hilfsbereiten Busfahrers hatten wir das Benzin und auch alles andere rasch
erledigt.
Zum Feierabend wollten wir auf ein Bier und ein Steak in eine Kneipe. Es
war aber gar nicht so einfach, eine in diesem Gott verlassenen Ort zu
finden. Es war auch kein Mensch auf der Straße, den wir danach hätten fragen
können. Doch dass wunderte uns nicht lange. Denn als wir endlich eine Kneipe
fanden, sahen wir den Grund. Alle saßen vor dem Fernseher und schauten
Fußball. Chile spielte gegen Kolumbien um die WM Qualifikation. Es ging um
die Ehre. Bei jedem Tor der Chilenen wackelten die Wände, und Chile schoß
gleich vier Stück. Am Ende hieß es 4:2 für Chile und in dem verschlafenen
Nest Cochrane war augenblicklich der Teufel los. Ich jedenfalls hab sowas
selbst zu Zeiten des Sommermärchens nicht erlebt. Autocorso mit sämtlichen
fahrbaren Untersätzen der Stadt, Partys an jeder Ecke, bierselige feiernde
Menschen fielen sich in die Arme, selbst wir wurden vereinnahmt. Warum ich
das erzähle? Weil das in Cochrane war! Dieser Ort und ein Autocorso, dass
passt in meinen Augen so zusammen, wie die Love Parade und Bitterfeld.
Bild tortel: Tortel ist schon eine Reise wert wegen des Ortes selbst. Hier
sagen sich Fuchs und Hase definitiv Gute Nacht. Hier ist die Welt zu ende.
Heute ging es nun auf die zweite Etappe unserer Busreise von Cochrane nach
Tortel. Das sind nur 120 Kilometer, dennoch waren wir abermals den ganzen Tag
unterwegs. Der Straßenzustand ließ nun schon sehr zu wünschen übrig, aber das
war mir egal. Die atemberaubende Landschaft entschädigte. Urwälder,
schneebedeckte Berge, riesige Flusstäler und Seen, unberührt und menschenleer.
Patagonien ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Auch das Wetter
machte hier an unseren ersten beiden Tagen seinem Ruf alle Ehre. Zwischen
Sonnenschein und Schneeregen lagen oft nur Minuten. Es ist natürlich windig und
ziemlich kühl, trotzdem stehen die Obstbäume in voller Blüte. Der Frühling hält
Einzug in Patagonien, auch wenn die Berge rings um uns noch tief verschneit
sind.
Tortel ist nun die letzte Station, bevor wir endgültig in die Wildnis
aufbrechen. Morgen werden wir versuchen, ein Boot zu finden, dass uns an
unseren Ausgangspunkt bringt. Außerdem müssen wir bei den Carabineros
vorstellig werden, unser Permit vorzeigen und uns den Ausreisestempel
abholen. Doch heute und auch morgen geniessen wir noch einmal den Luxus eines
Ofens und ein richtiges Bett.
__________________________
Unfortunately there is no direct bus connection between Coyhaique und Tortel, so we had to stop in a place called Cochrane. The simply reason is: the whole road is just gravel and it’s juts impossible to do the whole distance in one day. But the bus drive itself was really great. Although did’nt see too many people the landscape is so awesome. The bus reminds me to Tibet or Nepal, it’s really crowed!
In Cochrane we organize the accommodation and the bus ticket for tomorrow. And we do need gasoline for our stove. No gas - no expedition! But we do need white gas – in Spanish Benica Blanca pura - not the normal “gas”, because it would clog the jet of our stove. It’s not easy to get it, but with the support of the helpful busdriver this problem is solved.
After the „jobs“ were done, we actually wanted to get a beer and a steak. But there were just empty streets, no people. The reason was quite easy: everybody was watching the soccer game for the world championship qualification between Chile and Colombia. Chile won 4:2 and there was a hell of a party in Cochrane, unbelievable!
Picture: Tortel. It’s the “end of the world”!
Second day on the way to Tortel. Actually just 120 km, but it was a whole day of driving again. But as yesterday: the Patagonian landscape is just breathtaking … Same with the weather : sunshine and snow are changing quickly, it’s still windy and chilly, but the trees are blooming and you can tell: spring is coming to Patagonia!
Tortel is the final station, before we heading out to the wilderness. We have to find a boat, which gets us to the staring point. And we need to check with the Carabineros to show our permit and get the stemp to leave Chile. But tonight we enjoy warm room and a real bed for the last time.
wie wir gedacht hatten. Darum mussten wir noch einmal einen Zwischenstopp in
einem Ort namens Cochrane einlegen. Der Grund dafür ist die Tatsache,
dass die gesamte Strecke nicht in einem Tag zu schaffen ist, denn die
Straßen sind lediglich unbefestigte Schotterpisten. Dennoch waren die
Busfahrten ganz phantastisch. Ich liebe es ja, durch ein fremdes Land auf
staubigen Straßen mit einem Bus zu fahren. Landschaft und Menschen ziehen
an einem vorüber und die Zeit vergeht beim Schauen wie im Flug. Menschen
bekommt man hier in Patagonien allerdings kaum zu Gesicht, dafür um so mehr
Landschaft. Die geballte Ladung Patagonien sozusagen.
Bild busfahrt: Die Busfahrten erinnerten mich an Tibet und Nepal. Die Busse
waren auch hier vollgepfropft mit Menschen und Gepäck, an dem wir zum
Leidwesen aller Businsassen den Löwenanteil hatten.
In Cochrane angekommen, organisierten wir uns erst einmal eine Unterkunft sowie
einen Sitzplatz und genügend Stauraum für unser Gepäck in einem Bus nach
Tortel für den nächsten Tag. Dann erkundigten wir uns nach Benzin. Das war
gestern die mit Abstand wichtigste Aufgabe. Ohne Brennstoff keine
Expedition! Doch an die Tankstelle gehen und ein paar Flaschen Benzin
abfüllen, ist die schlechteste Variante. Wir brauchten unbedingt reines
Wundbenzin, Bencina blanca pura auf Spanisch, denn mit normalem Benzin
verstopft permanent die Kocherdüse! Aber mit Unterstützung unseres
hilfsbereiten Busfahrers hatten wir das Benzin und auch alles andere rasch
erledigt.
Zum Feierabend wollten wir auf ein Bier und ein Steak in eine Kneipe. Es
war aber gar nicht so einfach, eine in diesem Gott verlassenen Ort zu
finden. Es war auch kein Mensch auf der Straße, den wir danach hätten fragen
können. Doch dass wunderte uns nicht lange. Denn als wir endlich eine Kneipe
fanden, sahen wir den Grund. Alle saßen vor dem Fernseher und schauten
Fußball. Chile spielte gegen Kolumbien um die WM Qualifikation. Es ging um
die Ehre. Bei jedem Tor der Chilenen wackelten die Wände, und Chile schoß
gleich vier Stück. Am Ende hieß es 4:2 für Chile und in dem verschlafenen
Nest Cochrane war augenblicklich der Teufel los. Ich jedenfalls hab sowas
selbst zu Zeiten des Sommermärchens nicht erlebt. Autocorso mit sämtlichen
fahrbaren Untersätzen der Stadt, Partys an jeder Ecke, bierselige feiernde
Menschen fielen sich in die Arme, selbst wir wurden vereinnahmt. Warum ich
das erzähle? Weil das in Cochrane war! Dieser Ort und ein Autocorso, dass
passt in meinen Augen so zusammen, wie die Love Parade und Bitterfeld.
Bild tortel: Tortel ist schon eine Reise wert wegen des Ortes selbst. Hier
sagen sich Fuchs und Hase definitiv Gute Nacht. Hier ist die Welt zu ende.
Heute ging es nun auf die zweite Etappe unserer Busreise von Cochrane nach
Tortel. Das sind nur 120 Kilometer, dennoch waren wir abermals den ganzen Tag
unterwegs. Der Straßenzustand ließ nun schon sehr zu wünschen übrig, aber das
war mir egal. Die atemberaubende Landschaft entschädigte. Urwälder,
schneebedeckte Berge, riesige Flusstäler und Seen, unberührt und menschenleer.
Patagonien ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Auch das Wetter
machte hier an unseren ersten beiden Tagen seinem Ruf alle Ehre. Zwischen
Sonnenschein und Schneeregen lagen oft nur Minuten. Es ist natürlich windig und
ziemlich kühl, trotzdem stehen die Obstbäume in voller Blüte. Der Frühling hält
Einzug in Patagonien, auch wenn die Berge rings um uns noch tief verschneit
sind.
Tortel ist nun die letzte Station, bevor wir endgültig in die Wildnis
aufbrechen. Morgen werden wir versuchen, ein Boot zu finden, dass uns an
unseren Ausgangspunkt bringt. Außerdem müssen wir bei den Carabineros
vorstellig werden, unser Permit vorzeigen und uns den Ausreisestempel
abholen. Doch heute und auch morgen geniessen wir noch einmal den Luxus eines
Ofens und ein richtiges Bett.
__________________________
Unfortunately there is no direct bus connection between Coyhaique und Tortel, so we had to stop in a place called Cochrane. The simply reason is: the whole road is just gravel and it’s juts impossible to do the whole distance in one day. But the bus drive itself was really great. Although did’nt see too many people the landscape is so awesome. The bus reminds me to Tibet or Nepal, it’s really crowed!
In Cochrane we organize the accommodation and the bus ticket for tomorrow. And we do need gasoline for our stove. No gas - no expedition! But we do need white gas – in Spanish Benica Blanca pura - not the normal “gas”, because it would clog the jet of our stove. It’s not easy to get it, but with the support of the helpful busdriver this problem is solved.
After the „jobs“ were done, we actually wanted to get a beer and a steak. But there were just empty streets, no people. The reason was quite easy: everybody was watching the soccer game for the world championship qualification between Chile and Colombia. Chile won 4:2 and there was a hell of a party in Cochrane, unbelievable!
Picture: Tortel. It’s the “end of the world”!
Second day on the way to Tortel. Actually just 120 km, but it was a whole day of driving again. But as yesterday: the Patagonian landscape is just breathtaking … Same with the weather : sunshine and snow are changing quickly, it’s still windy and chilly, but the trees are blooming and you can tell: spring is coming to Patagonia!
Tortel is the final station, before we heading out to the wilderness. We have to find a boat, which gets us to the staring point. And we need to check with the Carabineros to show our permit and get the stemp to leave Chile. But tonight we enjoy warm room and a real bed for the last time.
- Name: Tortel
- Elevation: +15 m
- Latitude: 47° 47’ 49” South
- Longitude: 73° 32’ 3” West
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