Expedition patagonisches Inlandeis 2009
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ott 22
Dispatch #17
Published at 15:59
So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass wir bisher eine Menge
Glück mit dem Wetter hatten. Die ersten drei Tage sowieso. Der Kampf mit
dem Unterholz gestaltete sich zwar sehr unerfreulich, aber das Wetter
war wohl für patagonische Verhältnisse geradezu ausgezeichnet. Die Sonne
schien sogar manchmal. Seit dem regnet es fast ununterbrochen bei sehr
moderaten Temperaturen um die Null Grad. Auch die beiden ersten Tage auf
dem Jorge-Montt-Gletscher hatten wir für Patagonien relativ gutes Wetter,
obwohl es auch hier ständig regnete bzw. weiter oben schneite. Zwar machte
der nasse, sulzige Schnee das Pulkaziehen zu einer sehr anstrengenden
Angelegenheit. Aber wir kamen wenigstens voran, weil wir immer etwas sehen
konnten. Das ist nun seit gestern vorbei.
Bild whiteout: Auf diesem Bild ist gut nachzuvollziehen, womit wir es zu
tun haben. Wenn etwas nicht weiß ist, wie Georg mit seiner Pulka, dann
kann ich es auch über 200 oder 300 m ausmachen. Auch seine Spur kann ich
erkennen. Aber ob es einen Meter neben mir rauf oder runter geht, das
sehe ich nicht.
Wir können nicht weiter, es hat einfach keinen Zweck. Zum einen ist es
zu gefährlich, bei Null Sicht auf einem spaltenreichen Gletscher
unterwegs zu sein. Das ist gegen die Regeln. Zum anderen ist die Gefahr
groß, sinnlos Kraft zu vergeuden. Deshalb üben wir uns gerade darin,
unsere Ohnmacht den Verhältnissen gegenüber anzuerkennen. Das fällt
verdammt schwer.
Georg hat sich mein Montaigne geschnappt und studiert ganz aufmerksam
dessen Ausführungen über die Kunst zu leben. Ich arbeite schon den
ganzen Morgen in meinem Kommunkationsbüro. Gerade eben hatte ich
Telefonzeit mit der Leipziger Volkszeitung. Zwei Mal in der Woche
telefoniere ich mit unserem Medienpartner. Anschließend habe ich begonnen,
diese News zu schreiben.
Bild news: Die neue Kommunikationsanlage funktioniert tadellos. Ebenso
wie die Solarladeanlage. Es macht mir großen Spaß, damit zu arbeiten
auch wenn es nach einem langen anstrengenden Tag oft schwerfällt, sich
abends noch hinzusetzen, Bilder hochzuladen, auszuwählen und zu schreiben.
Geduld ist jetzt gefragt. Das ist sicher nicht unser beider Stärke. Aber
Patagonien ist eben auch deshalb so gefürchtet, weil man die hier so oft
aufbringen muss. Und der Luftdruck fällt und fällt...
_____________________
I get the feeling that we have been really lucky with the weather in the beginning - especially the first three days when we were fighting trough the brushes. We even had some sunshine. Since then it is just raining all the time with moderate temperatures around zero degrees Celsius. The wet and slushy snow made it really difficult to move forward with the heavy pulkas, but at least we DID move forward. Those days are gone now since we have the white out problem.
Again, it is impossible to try going up the “ramp”: we got stuck here right now: to dangerous.
It is really hard to accept that!
Georg is reading my “Montaigne” (French Politician, Philosopher and Originator of the Essayistic, lived from 1533 to 1592) and he is fascinated about his statements about “the art to live”.
I’m working in my “communication bureau“ (see picture). I just called our media partner, the Leipziger Volkszeitung (the local newspaper form our hometown), started to download and sort pictures, wrote articles …
Patience is what we need now, which does not really belong to Georg and my best skills. But that’s why expeditions to Patagonia are so difficult.
And the barometric pressure is more and more declining ...
Picture left: the communication system works perfect as well as the solar unit. I really like to work with this stuff, even after a hard strenuous day
Picture right: Whiteout: you can’t see anything - except something with outlines – like Georg in this picture!
Glück mit dem Wetter hatten. Die ersten drei Tage sowieso. Der Kampf mit
dem Unterholz gestaltete sich zwar sehr unerfreulich, aber das Wetter
war wohl für patagonische Verhältnisse geradezu ausgezeichnet. Die Sonne
schien sogar manchmal. Seit dem regnet es fast ununterbrochen bei sehr
moderaten Temperaturen um die Null Grad. Auch die beiden ersten Tage auf
dem Jorge-Montt-Gletscher hatten wir für Patagonien relativ gutes Wetter,
obwohl es auch hier ständig regnete bzw. weiter oben schneite. Zwar machte
der nasse, sulzige Schnee das Pulkaziehen zu einer sehr anstrengenden
Angelegenheit. Aber wir kamen wenigstens voran, weil wir immer etwas sehen
konnten. Das ist nun seit gestern vorbei.
Bild whiteout: Auf diesem Bild ist gut nachzuvollziehen, womit wir es zu
tun haben. Wenn etwas nicht weiß ist, wie Georg mit seiner Pulka, dann
kann ich es auch über 200 oder 300 m ausmachen. Auch seine Spur kann ich
erkennen. Aber ob es einen Meter neben mir rauf oder runter geht, das
sehe ich nicht.
Wir können nicht weiter, es hat einfach keinen Zweck. Zum einen ist es
zu gefährlich, bei Null Sicht auf einem spaltenreichen Gletscher
unterwegs zu sein. Das ist gegen die Regeln. Zum anderen ist die Gefahr
groß, sinnlos Kraft zu vergeuden. Deshalb üben wir uns gerade darin,
unsere Ohnmacht den Verhältnissen gegenüber anzuerkennen. Das fällt
verdammt schwer.
Georg hat sich mein Montaigne geschnappt und studiert ganz aufmerksam
dessen Ausführungen über die Kunst zu leben. Ich arbeite schon den
ganzen Morgen in meinem Kommunkationsbüro. Gerade eben hatte ich
Telefonzeit mit der Leipziger Volkszeitung. Zwei Mal in der Woche
telefoniere ich mit unserem Medienpartner. Anschließend habe ich begonnen,
diese News zu schreiben.
Bild news: Die neue Kommunikationsanlage funktioniert tadellos. Ebenso
wie die Solarladeanlage. Es macht mir großen Spaß, damit zu arbeiten
auch wenn es nach einem langen anstrengenden Tag oft schwerfällt, sich
abends noch hinzusetzen, Bilder hochzuladen, auszuwählen und zu schreiben.
Geduld ist jetzt gefragt. Das ist sicher nicht unser beider Stärke. Aber
Patagonien ist eben auch deshalb so gefürchtet, weil man die hier so oft
aufbringen muss. Und der Luftdruck fällt und fällt...
_____________________
I get the feeling that we have been really lucky with the weather in the beginning - especially the first three days when we were fighting trough the brushes. We even had some sunshine. Since then it is just raining all the time with moderate temperatures around zero degrees Celsius. The wet and slushy snow made it really difficult to move forward with the heavy pulkas, but at least we DID move forward. Those days are gone now since we have the white out problem.
Again, it is impossible to try going up the “ramp”: we got stuck here right now: to dangerous.
It is really hard to accept that!
Georg is reading my “Montaigne” (French Politician, Philosopher and Originator of the Essayistic, lived from 1533 to 1592) and he is fascinated about his statements about “the art to live”.
I’m working in my “communication bureau“ (see picture). I just called our media partner, the Leipziger Volkszeitung (the local newspaper form our hometown), started to download and sort pictures, wrote articles …
Patience is what we need now, which does not really belong to Georg and my best skills. But that’s why expeditions to Patagonia are so difficult.
And the barometric pressure is more and more declining ...
Picture left: the communication system works perfect as well as the solar unit. I really like to work with this stuff, even after a hard strenuous day
Picture right: Whiteout: you can’t see anything - except something with outlines – like Georg in this picture!
- Name: 4. Camp_auf_dem_ Eis
- Elevation: +730 m
- Latitude: 48° 26’ 43” South
- Longitude: 73° 35’ 2” West
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